1960er – 1970er
„Vor den 60ern war ein Modefotograf groß, dünn und tuntenhaft. Wir drei sind anders: Klein, dick und heterosexuell!“
David Bailey über sich, Terence Donovan and Brian Duffy.
Die Sechziger
Die 60er waren ein Jahrzehnt der Veränderung in Mode, Musik und Gesellschaft. Allgemeine Grundsätze und alte Gewohnheiten wurden in Frage gestellt; das Wahlalter wurde auf Achtzehn heruntergestuft, Miniröcke wurden alltäglich, man hatte mehr Geld und Popmusik trällerte aus den Radios der Jugendlichen. Optimismus und Freiheit, soziale Veränderung und Spaß waren das Gefühl der Sechziger
Kunst und Kultur
Verschiedenste Musik-, Kunst- und Fotografierichtungen beeinflussten die Mode- und Gesellschaftsgruppen der 60er. Andy Warhol war die führende Figur der Pop Art-Bewegung als Maler, Printhersteller und Filmemacher. Er designte zudem ein „High Fashion-Papierkleid“, das mit zahlreichen Bildern seines berühmten Campbell’s-Dosensuppe-Motivs versehen war.
Op Art war ebenfalls mit seinen optischen Effekten beliebt bei der Musterwahl der Kleidung. Mit Fotografen wie David Bailey, Brian Duffy und Terence Donovan wurde der Swinging Sixties Look in Szene gesetzt, oftmals arbeiteten sie für die Vogue und lichteten Personen wie Michael Caine, die Beatles, Mick Jagger, Twiggy und Audrey Hepburn ab. Die Musik der 60er wurde von Bands wie die Beatles, The Rolling Stones, The Kinks, Led Zeppelin, Pink Floyd, Jimi Hendrix, Dusty Springfield, Cilla Black und The Supremes dominiert und inspiriert.
Soziale Gruppen
Jede soziale Gruppierung der 60er reflektierte ihre Persönlichkeit in der Kleidung, die sie trug.
Die Hippies
Hippies rebellierten mit ihrer Mode gegen die Hässlichkeit und Dunkelheit der Nachkriegszeit: Schlag- und Hüfthosen mit T-Shirts und Blumenpatches wurden zur Alltagsmode der Hippies, das Haar wurde mit Kopftüchern und Bändern geschmückt. Lebendigkeit und Farbe versprach dabei ihre Kleidung.
Die Mods
Das Wesen des Mods war eher ein Lifestyle statt bloße modische Faszination. Eigene Klamotten, Musik, Clubs und Magazine waren für die Mods bestimmt. Models wie Jean Shrimpton unf Twiggy setzten ein Beispiel des typischen femininen Mod-Stils, der mit Kurzhaarschnitt, flachen Schuhen und wenig Make-Up in die androgyne Richtung schlug. Die männlichen Mods folgten mehr dem Teddy Boy-Look und trugen Hemden mit Button-down-Kragen, Woll- oder Kaschmirpullover, schmale Krawatten sowie Winkelpicker-Schuhe.
Die Rockers
Die Rocker trugen legendär Lederjacken mit schwarzer Jeans und derben Bikerstiefeln. Sie rivalisierten mit den Mods und traten rebellischer und ungepflegter in Erscheinung. Die Haare der Rocker wurden zu einer Haartolle geglättet und entsprachen dem Rock´n´Roll-Look der Fünfziger.
Das Weltraumzeitalter
Der Space-inspirierte Look brachte Materialien wie PVC und Acryl in die Mode. Viel Silber und Pop- sowie Op-Art-Prints bestimmten die Farb- und Mustergebung. Kettengliedgürtel, scheibenförmige Ohrringe, Plastik-, Metall- und Kettendesigns, vornehmlich von Paco Rabanne und Pierre Cardin, waren futuristisch und anders.
Die Ikonen
Zu den Ikonen der 60er zählten allen voran das erste Teenager-Model Twiggy. Daneben zierte Patti Boyd nicht nur die Cover der italienischen und britischen Vogue, sondern galt auch als Muse von Musikern wie George Harrison und Eric Clapton. Ferner arbeitete Penelope Tree, Muse vom Fotografen David Bailey, für die Vogue und popularisierte das Jahrzehnt. Sänger wie Dusty Springfield und Cilla Black stachen ebenfalls heraus und verkauften unzählige Platten in den 60ern. Die englische Schauspielerin und das Model Jean Shrimption, mit Spitznamen „Shrimp“, war die Trendsetterin schlechthin, indem sie den knabenhaften Look und Etuikleider zelebrierte. Cathy Mcgowan war die bekannteste Ansagerin und Persönlichkeit des Fernsehens und begeisterte mit dick aufgetragenem Mascara und aufgebauschter Beehive-Frisur. Sie wurde sogar die Königin der Mods genannt. Jacqueline Kennedy war eine modische Ausnahmeerscheinung der 60er und berüchtigt für ihre Pillbox-Hüte, langen Handschuhe und stilsicheren Anzüge und pflegte eine enge Freundschaft zu Hubert de Givenchy, der auch ihr elfenbeinfarbenes Satinkleid für eine Party in Versailles 1961 designte.
Die Designer
Mary Quant
Mary Quant wird mitunter die Einführung des Minirocks zugesprochen, zwar entwarf sie nicht als erste diesen Rockstil, vermarktete ihn aber sehr erfolgreich.
Nach ihrem Illustrationsstudium an der Kunsthochschule und einer Lehre zur Hutmacherin eröffnete sie 1955 ihre Londoner Boutique Bazaar und folgte der Einstellung, dass jeder Zugang zur Mode haben und Mode kein Privilegium darstellen sollte. Nach großem Erfolg eröffnete sie 1961 ihre zweite Boutique und hatte um 1966 Miniröcke entworfen, die bis zu 15cm über die Knie gingen und den s.g. Chelsea Girl-Look prägten.
Yves Saint Laurent
Yves St Laurent arbeitete lange Zeit für Dior und übernahm nach dessen Tod sogar den Posten des Head Designers. 1962 gründete er sein eigenes Modehaus und lancierte den ‘Mondrian’-Look. Hiernach präsentierte er eine Kollektion, die stark von Pop-Art inspiriert war, und führte den Smoking-Anzug ein. Weitere Innovationen folgten mit der Redder-Jacket (1962), der durchsichtigen Bluse (1966) und dem Jumpsuit (1968) sowie der Safari-Jacke, welche das Model Veruschka erstmals trug. Yves Saint Laurent gilt zudem als Vorreiter der Ready-to-Wear-Kultur.
Barbara Hulanicki
Barbara Hulanicki gründete eine der bekanntesten Boutiquen der 60er mit Biba, die als eine der ersten Shops High Fashion im geringen Preissegment und vor allem für die jüngere Generation anbot. Klassische Swinging Sixties-Kleidung im androgynen Stil mit Miniröcken, Etuikleidern, Tuniken, Babydoll-Kleidern und farbigen Strümpfen waren im Sortiment zu finden. Von Cathy Mcgowan bis hin zu Cilla Black trug jeder ihre Designs.
Emillio Pucci
Mit Kunden wie Marilyn Monroe überraschte Emillio Pucci immer mit neuen kulthaften Mustern und psychodelischen Prints. Er erhielt selbst den Titel „Printmeister“ von der Vogue und nachdem er in selbstentworfenen Klamotten Skifahren war, fragte das Magazin Harpers Bazaar prompt an, ob Pucci Damenkleidung entwerfen könne. Italienische Farben und Nachkriegshoffnung bestimmten seine Designs und Sixties-Trends wie die Palazzo-Hose und Kopfschals stammten aus seiner Feder.
André Courrèges
Nach jahrelanger Arbeit bei Balenciaga und unangefochtenem Talent wagte sich Courrèges an sein eigenes Modehaus. 1964 präsentierte er seine erste Frühlinskollektion, die schräge Kleider und Hosenanzüge aus schweren Materialien zum Inhalt hatte. Inspiriert von der Space-Mode waren seine Looks clean, modern und futuristisch. Weiß auf Weiß oder Silber auf Silber waren die Hauptfarben bei seiner Kleidung. Beim Astronauten-Stil fehlten keinesfalls Moon Boots und Astronautenhelme. 1964 zeigte er den ersten Minirock und gilt als Begründer dieses Kleidungsstücks.
Einzelhandel
Daimaru
Daimaru ist eine japanische Einzelhandelskette und ging 1717 aus einem ursprünglichen Textilwaren-Store hervor, der 1907 und nochmals 1920 amtlich als Daimaru Dry Goods K.K eingetragen wurde. 1928 änderte man den Namen zu Daimaru um. In den Sechzigern war Daimaru das größte Einzelhandelsunternehmen in Japan und man eröffnete eine Tochtergesellschaft mit dem Namen Peacok Sangyo, die Supermärkte führt. Weiterhin expandierte das Unternehmen während dieser Zeit nach Thailand und Australien, wobei die internationale Präsenz heutzutage nicht mehr aktuell ist.
Seibu
Als weiteres japanisches Warenhaus stand Seibu während der 60er mit verschiedensten Produktbereichen auf dem internationalen Markt . Im Jahr 1940 kaufte der Gründer Yasujiro Tsutsumi ein Kaufhaus in Ikebukuro und nannte es Musashino Department Store. Während des Zweiten Weltkrieges war das Warenhaus jedoch gezwungen, seine wirtschaftlichen Handlungen einzuschränken und wurde sogar Ziel eines Flugangriffs. Allerdings war das Unternehmen schon kurz darauf imstande, sich unter dem Namen
Seibu Department Store wiederzueröffnen und erneut zu expandieren. Als die Einwohnerzahl in den Gegenden von Ikebukuro rapide anstieg, steigerte sich resultierend der Umsatz von Seibu drastisch. Mit weiteren Shoperöffnungen in Funabashi als Vorort von Tokio und in Shibuya außerhalb Tokios galt Seibu bald als eines der größten und erfolgreichsten Warenhäusern der 60er.