1950er – 1960er
„Meine Schwäche ist die Architektur. Ich sehe meine Arbeit als flüchtige Architektur, die sich der Schönheit des weiblichen Körpers widmet.“
Christian Dior
Die Fünfziger
In den 50ern sah sich die Welt vor den Wiederaufbau der Kriegstrümmern und den Beginn des Nachkriegslebens gestellt.In Großbritannien wurde Winston Churchill wiedergewählt, der für die Lockerung und Abschaffung der Rationierung von Nahrungsmitteln sowie Kleidung und Stoffen sorgte.
Die Haute Couture lebte mit Christian Dior und Cristóbal Balenciaga wieder auf, die gegen den Sparkurs rebellierten. Ferner veränderten sich die Familienstrukturen, da die Frauen vermehrt wieder nur im Haushalt arbeiteten und die Geburtsstunde der glamourösen 50er Jahre-Hausfrau schlugen.
Kunst und Kultur
Die 50er waren im Entertainment weitaus positiver und einfacher als die Jahre zuvor geworden. Musicals wie „Guys And Dolls“ oder Filme wie „Breathless“ und „Sunset Boulevard“ inspirierten dabei das Jahrzehnt. Innovativ zeigten sich die Fünfziger bei der Erfindung von neuen synthetischen und pflegeleichten Stoffen, die sich der aufkommenden vorstädtischen Lebensweise perfekt anpassten. Acrylfasern, Lycra, Polyester und Triazetat sind neben Nylon, Orlon und Dakron dabei zu nennen.
Rock ‘n’ Roll
Die Musikszene der 50er verschrieb sich ganz dem Rock ‘n’ Roll und dem Rhythm and Blues. Elvis, Johnny Cash und June Carter waren mit die ersten Musikikonen, die die Welt sah. Bei den Schauspielern tat sich eine Singer/Actor-Gruppe mit dem Namen Rat Packbased um Stephen Bogart auf. Mitglieder dieser Gruppe waren keine Geringeren als Frank Sinatra, Sid Luft, Stephen Bogart, Judy Garland, Lauren Bacall, Swify Lazar, Katherine Hepburn, Spencer Tracy, George Cukor, Rex Harrison, Cary Grant und Jimmy Van Heusen sowie später auch Sammy Davis Jr. und Dean Martin.
Form und Silhouette
In den 50ern hatten die Feminität und Anmut ihr großes Comeback. Die britische Modeindustrie bewegte sich dabei weg vom amerikanischen Stil und schaute auf britische Designer, die die Sanduhren-Figur in den Mittelpunkt stellten. Mit Dior wurden die A-Linie und der Prinzessinen-Stil wieder salonfähig gemacht.
Hubert Givenchy entwarf zudem das s.g. Sack-Dress, das mit lockerem, geradem und kurzem Schnitt auf Mary Quants Sixties-Kleider vorbereitete. Das Hemdblusenkleid war ebenfalls beliebt und ließ die Trägerin mit einer dreieckigen Silhouette elegant erscheinen. Dazu wurden häufig Capes und Tücher getragen.
Alltägliche Mode
Während der 50er kam der Massenmarkt für Mode mehr und mehr zum Vorschein, mit Marks and Spencer als einer der großen Marktführer, den sogar Pariser und US-amerikanische Unternehmen kopierten. Audrey Hepburn war die Stilikone schlechthin, wenn es um den Casual Day-Look mit Caprihose, Strickpullover und flachen Ballerinapumps ging.
Die Bademode überraschte mit aufeinander abgestimmten Bikinis und Röcken und führten den mädchenhaften, femininen Stil fort.
Accessoires
Statt Hüte trugen die Frauen bald nur noch Tücher um und in ihren Haaren. Schmetterlingförmige Brillen zierten die Augen und große Taillengürtel trugen zur femininen Silhouette bei. Weiterhin wurde Modeschmuck immer gängiger und man verzichtete auf echten Schmuck, sodass bald jeder übergroße Ringe und Ketten trug. Die Schuhe wanderten von Praktikabilität zu Verzierungen und zum besonderen Aussehen zurück, wobei oftmals Samt und Krokodilleder als Material dienten. Als einer der führenden Schuhdesignern entwarf Roger Vivier u.a. die Ballerina-Schuhe sowie High Heels und prägte das Schuhleben der späten Fünfziger.
Männermode
Die Männermoden der 50er waren hauptsächlich von der Musik- und Filmszene inspiriert. Rat Pack-Style – Anzüge und Filzhüte sowie Cardigans mit Check-Muster im Country-Style waren Haupttrends des Jahrzehnts. Die Teddy Boy-Bewegung machte ebenfalls mit vornehmer Kleidung von sich reden. Die s.g. Drapes, die knielang gehalten wurden und einen Jackenaufschlag in Satin oder Samt hatten, waren dabei Hauptbestandteil und zu Röhrenjeans und Brokatweste kombiniert worden. Bunte Krawatten und große Hosentaschen waren die Accessoires des Teddy Boy-Looks.
Die Ikonen
Die Ikonen der 50er gelten auch heute noch als Kult. Zu nennen sind Audrey Hepburn, die mit klassischem Glamour im Kino und privat verzauberte. Simple Sweater und Capri-Hosen machte sie salonfähig. Das Sexsymbol schlechthin war Marilyn Monroe auf der anderen Seite. Elizabeth Taylor begeisterte mit Filmen wie „Vater der Braut“, „Ein Platz an der Sonne“ und „Plötzlich im letzten Sommer“. Weiterhin gehörten Namen wie Brigitte Bardot, Grace Kelly und Sophia Loren zu den Ikonen des Jahrzehnts.
James Dean prägte die Mode der Herren wie kein anderer und führte das T-Shirt, das damals als Unterwäsche galt, mit dem Film „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ ein. Das Jugendidol Dean verhalf auch dem Denim-Look zum Trendstatus. Der Schauspieler Marlon Brando stand für den Dunkle Jeans/Lederjacke-Look sowie enge Shirts, wie man es in seinem Film „Endstation Sehnsucht“ gesehen hatte. Cary Grant setzte mit seinen glatten Haaren die Haartrends der Fünfziger.
Die Designer
Christian Dior
Dior rebellierte mit seinem Neuen Look gegen den Sparkurs beim Stoffgebrauch und beeinflusste die Mode der 50er maßgebend. Sein exzentrischer Materialverbrauch und die Art, wie er es in Eleganz und perfekte Passform wandelte, fand schnell viel Anerkennung. Die Sanduhren-Figur steht dabei heute wie früher für Dior.
Cristobal Balenciaga
Wie Dior wagte sich auch Balenciaga an Extravaganz und Stoffvielfalt. Petticoats, Spitze und Netzstrickerei mit blumigen Prints und Verzierungen zeigten die bunte und aufbrechende Richtung der 50er-Mode.
Hubert de Givenchy
Der enge Freund Balenciagas Hubert de Givenchy beschrieb 1952 seine Philosophie mit folgenden Worten: „Eine Frau bracht lediglich einen Regenmantel, zwei Anzüge, eine Hose und einen Kaschmirpullover, um elegant und schick auszusehen.“ Mit nur 25 Jahren eröffnete er sein Modehaus und kleidete Größen wie Audrey Hepburn aus, deren Kleines Schwarzes aus dem Film „Frühstück bei Tiffany´s“ aus Givenchys Feder stammt und seitdem Kult ist.
Die Wiederkehr von Chanel
Coco Chanel erlebte in den Fünfzigern ein erfolgreiches Comeback, stand jedoch im Gegensatz zu anderen Designern, deren exzessiver Stoffgebrauch und Look sie als verschwenderisch ansah. Ihr war bewusst, dass sie sich als Designer dem Massenmarkt und weniger der Couture zuzuwenden hatte. Ferner kam es in den Fünfzigern zur Einführung des kulthaften „Kleinen Schwarzen“ von Chanel.
Die Jugendmode
Während der 50er kam erstmals ein Jugendmarkt für Mode auf. Teenager suchten eigene Inspirationsquellen und wandten sich von der Mode der Eltern ab. Film und Musik erreichte die Neue Generation als Hauptmedium und unterstützte die rebellische Ader der Jugendlichen. Eigenes Geld und eigene Locations wie Cafes und Diners machten sie unabhängig. Die Jungen waren hauptsächlich von Elvis und James Dean inspiriert und zeigten sich mit Lederjacken, Jeans, weißen Shirts und gegeltem Haar. Daneben galt der Teddy Boy-Look als Klassiker der aufstrebenden 50er Jahre-Jugend.
Auch machte die Beat-Generation auf sich aufmerksam als neue kulturelle und soziale Gruppierung aus den USA mit Themen wie Materialismus, östlichen Religionen sowie Drogen und Sexualität. Die entstehende Sub-Kultur, die Inspiration hieraus nahm, hatte ihre eigene Uniform mit Streifen-Shirts und übergroßen Kleidern. Auch kurzärmlige Pullover und Cowl Neck-Oberteile wurden zu Bleistiftröcken oder engen Hosen getragen, mit Vorliebe zu schwarz.