1940er – 1950er
„Solange es Sinn nach Veränderung und Fantasie gibt – wird es Mode geben.“
Vogue 1940
Die Vierziger
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges veränderte sich das gesamte Leben für die Welt. Durch den Umstand, dass Frauen einen Beitrag im Kriegsleben leisten mussten und zu arbeiten hatten, veränderte sich die Mode drastisch. Nach Jahrzehnten von modischer Freiheit und Opulenz zwang die wirtschaftliche Knappheit und das soziale Umdenken die Modeindustrie, auf Nützlichkeit und Sparkurs zu setzen und Frauen größtenteils in Uniformen zu kleiden.
Kunst und Kultur
Die Musik wurde positiver und fröhlicher im Klang und Stil, um möglichst vom Krieg abzulenken, und setzte bereits die Anfänge des 50er-Jahre Rock´n Rolls fest. Zu den großen Namen im Musikbusiness der 40er zählten vor allem Benny Goodman und Count Basie.
Nach dem Tod von Georges Vuitton 1936 übernahm Gaston-Louis Vuitton die Unternehmensführung. Louis Vuitton arbeitete während der Kriegszeit mit dem Französischem Regime, Philippe Petain und den Nazis zusammen, die für die Auslieferung der französischen Juden in deutsche Konzentrationslager verantwortlich gewesen waren. Ferner eröffnete das Label eine Fabrik und stellte Produkte für Petain und seine Regierung her.
Helmut Newton wurde für seine schwarz/weiß Fotografien zu einem der gefragtesten Fotografen der 40er und arbeitete für Vogue, Jardin des Modes, Elle, Queen und Marie-Claire.
Die Rationierung
Mit der Rationierung sollte eine faire und gleiche Verteilung im Volk sichergestellt werden. Mit inbegriffen waren Essen, Kleidung und Schuhe, sodass man die Sachen zu tragen hatte, die man bereits besaß. 1942 führte die britische Regierung das Gesetz Civilian Clothing Order ein, welches das unnötige Verschönern von Kleidung als illegal und unpatriotisch ansah. Als Resultat beschränkte sich die Mode auf das Wenigste und einzig nützliche Features.
Form und Silhouette
Im Zuge der Rationierung wurden alternative, günstigere Kleider produziert und die Mode verschrieb sich ganz der Funktionalität. Einfachheit und Understatement waren Hauptkriterium bei Form und Material. Die Länge der Röcke wurde kürzer und praktischer, da man vermehrt Rad fuhr. Auch der Anzug wurde immer beliebter bei den Frauen und sogar bei Bräuten gesehen. Uniformähnliche, breitschultrige Jacken und flache Schuhe waren perfekt für die arbeitenden Frauen und avancierten zum typischen, zweckmäßigen Look der Vierziger.
Diors Neuer Look
Mit dem Ende des Krieges wollten vor allem die Frauen weg vom Sparkurs und simpler Kleidung. Nach der Rationierung der Kleidung verwendete besonders Christian Dior im Vergleich zur Kriegszeit vorher exzessiv Material und opulente Stoffe. Er führte im Sommer 1947 den s.g. Neuen Look ein, der den Brust-, Taillen- und Hüftbereich betonte und die feminine Sexualität unterstrich. Vollere Röcke und Kleider mit Reifröcken und Bustiers zeichneten den Look aus in eleganten, leicht fallenden Stoffen.
Figurbetonte Jacken passten sich dabei dem Trend an und wurden meistens zu halblangen Röcken kombiniert.
Accessories
In den 40ern hatte der Bikini seinen ersten Auftritt, der von Jacques Heim und Louis Reard in Paris als der „kleinste Badeanzug“ vorgestellt wurde. Den Namen bekam der Zweiteiler vom Bikini Atoll, wo Atombombentests stattfanden. Reard, der den Namen gab, war der Ansicht, dass der enthüllende und provokative Bikini wie die Ereignisse der Atombombardierung schockieren würde. Mit der Zeit wurde der Bikini knapper und man fand sogar keine Models für ihn, sodass man Tänzer zur Präsentation heranzog.
Auch die Männerschuhe, vor allem die s.g. Brogues, wurden für Frauen immer populärer, da die Nützlichkeit von großer Bedeutung war. Der Turban war ideal während des Arbeitens in Fabriken, um den Kopf zu schützen und das Haar zu verdecken, das wegen des straffen Zeitplanes weniger gepflegt werden konnte.
Make Do and Mend
Mit der Rationierung proklamierte die Regierung ihre „Make Do and Mend“-Kampagne, die vorsah, alte Sachen umzuändern und neuzuerfinden statt etwas Neues zu verwenden. In der Folge zauberten Frauen aus praktisch allem Verwertbaren wie Decken, Mäntel oder Kissenbezüge neue Kleidung und änderten jedes Material ab. Sie gingen sogar soweit, dass sie angesichts des knappen Strumpfwarenangebots mit Eyeliner zum Schein Nähte auf ihre Beine malten. Besonders das Stricken wurde gefördert und Garn frei ausgeteilt,
damit die Frauen für die Truppen stricken und einen Beitrag leisten konnten.
Männermode
Bei der Kleidung der Männer spielten Big Bands eine große Rolle in Sachen Trends und machten die Zoot Suits, Anzüge mit wattierten Schultern und eng zulaufender Hose, populär. Auch Strickwaren waren mehr und mehr zum Thema geworden mit großen und hellen Prints.
Die Ikonen
Die frühen Ikonen der Vierziger hatten einen einfachen und klaren Look. Betty Davis war berüchtigt für ihre schauspielerische Reichweite bei unsympathischen Charakteren, Rita Hayworth begeisterte mit Filmen wie „Es tanzt die Göttin“ (Cover Girl) oder „Tonight and Every Night“. Ihr Auftreten und Aussehen machten sie zu einem der bekanntesten Pin Up-Girls und Sexsymbolen der Zeit.
Die Designer
Claire McCardell
Claire McCardell gilt als die mit einflussreichste Designerin des 20.Jahrhunderts. Durch ihre Designs wurde der „American Look“ bekannt und praktikable und komfortable Casual Sportswear zum Trend. Sie selbst sagte einmal: „Ich bin für Massenproduktion, da ich in einem Land lebe, in dem jeder das Recht auf gute Mode hat.“
Demokratisierung der Mode war für McCardell immer ein wichtiges Anliegen. Active Wear und Männermoden inspirierten oft ihre minimalistischen Designs.
Charles James
Charles James galt als erste amerikanischer Couturier, der berüchtigt für seine ästhetische, kunstgleiche und skulpturale Kleidung war. Von 1942 bis 1945 arbeitete er mit Elizabeth Arden zusammen und präsentierte seine Designs in deren Salon. Sein erfolgreichste Kollektion zeigte er 1947 in Paris, Christobal Balenciaga nannte ihn sogar den „weltbesten Kleidermacher, der mit seiner Arbeit das Designen von angewandter Kunst zur einzigartigen, eigenen Kunstform gemacht hat.“
Guccio Gucci
Als Immigrant in London arbeitete Guccio Gucci zunächst im Savoy Hotel als Oberkellner. Der Umgang mit seinen Kunden, die allesamt mit luxuriösem und extravagantem Gepäck anreisten, beeindruckte ihn und weckte sein Interesse an Lederwaren und Reisekoffern. Zurück in Florenz baute er sich 1920 einen eigenen Laden auf und verkaufte klassische und qualitative Lederwaren. Das Unternehmen gewann bald großes Ansehen wegen der hohen Qualität der Produkte, die von einem riesigen Experten-Team entwickelt wurden, sodass der Standort bald nach Rom verlegt wurde. In den 40ern kreierte Gucci ferner sein kulthaftes Logo der ineinander-greifenden G-Buchstaben, das auch heute noch mit dem Label in Verbindung gebracht wird.